Chinas KI-Modell-Welle

Ein Ansturm in der heimischen KI-Entwicklung

Vor drei Monaten sorgte die KI-Plattform ‘Depsic’ für Aufsehen, da sie im Vergleich zu OpenAI’s ChatGPT niedrigere Entwicklungskosten und einen geringeren Bedarf an Rechenleistung versprach. Seitdem hat sich ein Trend herauskristallisiert: Chinesische Technologieunternehmen bringen in schneller Folge ihre eigenen KI-Tools auf den Markt, die oft eine noch höhere Kosteneffizienz als Dipsic aufweisen. Dies markiert eine signifikante Beschleunigung in Chinas heimischer KI-Landschaft.

Baidu steigt mit wettbewerbsfähigen Modellen ein

Erst diesen Montag stellte der chinesische Tech-Gigant Baidu zwei neue KI-Modelle vor, Ernie 4.5 und Ernie X One. Diese Modelle sind als direkte Konkurrenten zu Dipsics R One positioniert. Baidu, ein wichtiger Akteur im chinesischen Informationstechnologiesektor, behauptet, dass diese neuen Angebote die Leistung von Dipsics Modell erreichen, während sie nur die Hälfte der Produktionskosten benötigen. Diese aggressive Preis- und Leistungsstrategie unterstreicht Baidus Engagement, einen bedeutenden Anteil am aufstrebenden KI-Markt zu erobern.

Alibaba und Tencent stellen ebenfalls neue KI-Angebote vor

Baidu ist nicht allein bei dieser rasanten Einführung von KI-Technologie. Anfang März, am 6. März, stellte Alibaba Cloud sein Open-Source-Modell Tongyi Qinyen QWQ-32B vor. Alibaba behauptet, dass dieses Modell in Bereichen wie Buchhaltung, Codierung und allgemeinen Fähigkeiten eine Leistung auf Augenhöhe mit Dipsic bietet. Dieser Open-Source-Ansatz könnte eine breitere Akzeptanz und Zusammenarbeit innerhalb der chinesischen KI-Community fördern. Darüber hinaus brachte ein weiteres prominentes Technologieunternehmen, Tencent, am 27. Februar sein eigenes KI-Modell, Hunyuan Turbo S, auf den Markt. Dieser konsistente Veröffentlichungszeitplan von wichtigen Akteuren unterstreicht den intensiven Wettbewerb, der sich innerhalb des Sektors zusammenbraut.

Der Aufstieg der ‘Sechs Tiger der KI’ und der harte Wettbewerb

Die chinesische KI-Szene erlebt eine Explosion der Aktivität, die sowohl von etablierten Tech-Giganten wie Alibaba, Tencent, Baidu und ByteDance als auch von einer Welle ehrgeiziger Startups angetrieben wird. Eine Gruppe, die als Chinas ‘Sechs Tiger der KI’ bekannt ist, steht an der Spitze dieser Innovation. Diese Unternehmen – StepFun, Zhipu AI, Minimax, Moonshot AI, 01.AI und Baichuan AI – verschieben die Grenzen im gesamten KI-Spektrum, von grundlegenden Modellen bis hin zu verbraucherorientierten Anwendungen.

StepFun: Das Ziel ist die nächste Generation der KI

StepFun AI wurde 2023 in Shanghai gegründet und wird bereits als potenzieller Nachfolger von Dipsic gefeiert, insbesondere im Bereich der Audio- und Videogenerierung. Sein Step-2-Sprachmodell mit über einer Billion Parametern gilt als eines der weltweit führenden Modelle. Die Ambitionen des Unternehmens gehen über die aktuellen KI-Fähigkeiten hinaus, mit laufender Forschung im Bereich der Artificial General Intelligence (AGI). Die aktuelle Produktpalette von StepFun umfasst Audio-Chat, Text-to-Speech und Text-to-Video-Modelle, was den Fokus auf praktische, benutzerfreundliche Anwendungen zeigt.

Zhipu AI: Eine chinesische Alternative zu OpenAI, konfrontiert mit US-Beschränkungen

Zhipu AI, 2019 in Peking gegründet, erreichte 2022 einen wichtigen Meilenstein mit der Entwicklung von Chinas erstem selbsttrainierten großen Sprachmodell. Seine Chatbot-Anwendung ‘ChatGLM’ hat eine beträchtliche Benutzerbasis von über 20 Millionen Nutzern gewonnen. Zhipu AI wird zunehmend als eine inländische Alternative zu OpenAI angesehen. Der Fortschritt des Unternehmens wurde jedoch durch geopolitische Faktoren erschwert. Im Januar berichtete Reuters, dass Zhipu AI von den Vereinigten Staaten auf eine schwarze Liste gesetzt wurde, was das Unternehmen effektiv daran hindert, amerikanische Produkte zu erwerben. Kurz darauf investierte die Huafa Group, ein von der chinesischen Regierung unterstütztes Unternehmen, 500 Millionen Yuan (ca. 69 Millionen Dollar) in Zhipu, was das Engagement für die Unterstützung der heimischen KI-Entwicklung angesichts des externen Drucks demonstriert.

Kreativität inmitten von Beschränkungen

Das Aufblühen kleinerer KI-Startups wie dieser ist ein Beweis für die Dynamik des chinesischen Tech-Ökosystems. Faktoren wie US-Beschränkungen und die erheblichen Kosten, die mit dem Training von Basismodellen verbunden sind, zwingen diese Unternehmen, innovative Ansätze zu verfolgen. Die Beschränkungen scheinen den Fortschritt nicht zu behindern, sondern fördern eine Kultur des Einfallsreichtums und der Genialität.

Staatliche Unterstützung und die Ermutigung von Präsident Xi

Die chinesische Regierung und Präsident Xi Jinping unterstützen aktiv das Wachstum des KI-Sektors. Diese Unterstützung stellt eine Abkehr von einer zuvor vorsichtigeren Haltung gegenüber Technologieunternehmen dar.

Der BBC-Technologiejournalist Tom Singleton hat eine aufschlussreiche Analyse dieser sich entwickelnden Dynamik geliefert. Er stellt fest, dass während die globale Aufmerksamkeit auf das Treffen von Elon Musk mit Donald Trump in den USA gerichtet war, sich in Pekings Großer Halle des Volkes ein potenziell bedeutsameres Ereignis abspielte. Präsident Xi Jinping traf sich mit Jack Ma, dem Gründer von Alibaba, und anderen prominenten Persönlichkeiten der chinesischen Technologieindustrie.

Während dieses Treffens forderte Präsident Xi diese Wirtschaftsführer auf, ‘ihr Potenzial zu zeigen’. Singleton wirft die entscheidende Frage auf, ob die chinesische Regierung, die versucht, die Technologie zu nutzen, um die Wirtschaft nach der COVID-Pandemie wiederzubeleben, Unternehmen und Startups offene und substanzielle Unterstützung gewähren wird. Er zieht Parallelen zu Huawei und TikTok und stellt fest, dass diese Unternehmen aufgrund von Bedenken hinsichtlich Datensicherheit und Datenschutz erheblichen Kontrollen ausgesetzt waren, als sie als eng mit der chinesischen Regierung verbunden wahrgenommen wurden.

Mögliche zukünftige Auswirkungen

Singleton schlägt vor, dass die verstärkten staatlichen Investitionen in chinesische KI-Unternehmen zu erheblichen Fortschritten in diesem Bereich führen könnten. Er postuliert, dass im Nachhinein dem Treffen in der Großen Halle des Volkes möglicherweise mehr Aufmerksamkeit hätte geschenkt werden müssen als den Gesprächen im Oval Office. Die Implikation ist, dass Chinas fokussierter Ansatz zur KI-Entwicklung, der sowohl durch Innovationen des Privatsektors als auch durch staatliche Unterstützung angetrieben wird, weitreichende Folgen für das globale Kräfteverhältnis in diesem kritischen Technologiebereich haben könnte. Die langfristigen Auswirkungen dieses strategischen Ansatzes bleiben abzuwarten, aber die aktuelle Entwicklung deutet auf eine sich schnell entwickelnde und zunehmend wettbewerbsorientierte KI-Landschaft hin. Die Mischung aus Wettbewerb und staatlicher Unterstützung schafft ein einzigartiges Umfeld für Innovationen, das die Zukunft der künstlichen Intelligenz neu gestalten könnte.
Das Wettbewerbsniveau wird weiter steigen.


Die nächsten Innovationsstufen werden vorangetrieben von:

  • Staatlichen Akteuren
  • Privaten Unternehmen
  • Den Sechs Tigern der KI
  • Der Notwendigkeit, kreativ zu sein
    Es wird noch viele weitere Innovationen geben.